Rezension von Alfred Klein Infos-News:
Figaro läßt sich scheiden
Komödie von Öden von Horváth
Kartenvorverkauf: www.sommerspiele-sitzenberg.at
Spielzeit : 1.-24. JUNI 2018
Tickethotline: 0664 94 90 803
Als Unerwünschter Künstler flüchtete v. Horváth aus Österreich vor den Nationalsozialisten. Dieses einschneidende Erlebnis konnte für sein Stück „Figaro läßt sich scheiden“ damals wie heute wertvolle Informationen bieten. Die Revolution im Rücken konnte der schon etwas ältere Graf Almaviva (Johannes Terne) mit Frau und Dienerpaar, die rettende Grenze zum Ausland erreichen.
Die leichte Abgehoben- und Verwirrtheit des Grafen gegenüber Bediensteter oder einfacher Bürger, konnte auch im Moment der Not durch Johannes Terne ausdrucksvoll in Mimik und Gestik umgesetzt, bestens dargestellt werden.
Seine Frau die Gräfin (Anke Zisak) brachte in ihrer etwas kindlich angelegten Rolle, ihr Unverständnis zur fatalen Auswirkung der Flucht auf ihr weiteres Leben, dem Publikum glaubwürdig nahe. Beide verarmen aus Realitätsverweigerung im Verlauf des Stückes.
Adriana Zartl Stefan Rager
Als Hebamme sowie als Fanchette -Tochter des Schloßgärtners – zeigte Anke Zisak einfühlend hochwertige ausdrucksvolle Verwandlungstechnik. Während der Revolutionswirren ist das Dienerehepaar, der Kammerdiener des Grafen, Figaro (Stefan Rager) und seine Frau, die Zofe der Gräfin, Susanne (Adriana Zartl) zu ihrer Herrschaft vollkommen loyal und hilfsbereit bei der Flucht.
Erst als der Druck der Revolution durch schwächer werdende direkte Gewalt abnimmt, beginnen Figaro und seine Frau Susanne ihre neue Existenz, ein Friseurgeschäft, aufzubauen. Bald stellen sie fest, daß ihnen jeweils ein anderes Leben vorschwebt, andererseits die Vorstellung des Begriffs Heimat erheblich Gemeinsamkeiten vermissen läßt.
Stefan Rager,
Anke Zisak, Adriana Zartl
Die Darstellung der unüberwindlichen Streitpunkte in der Ehe Figaros ist so glänzend gelungen, daß
an der Echtheit des Streites im Publikum kaum gezweifelt werden konnte.
Adriana Zartl, Toni Öllerer
Ob Michael Duregger, Felix Kurmayer oder Toni Öllerer als Grenzbeamte, Michael Schefts als Offizier oder Antonio der Schloßgärtner und Michael Duregger als
Arzt oder Forstadjunkt und viele mehr, sie konnten alle glänzend überzeugen.
Felix Kurmayer, Toni Öllerer, Johannes Terne, Adriana Zartl
Dem gesammten Ensemble und dem Team allen voran Regisseur Martin Gesslbauer darf zur exzellenten Aufführung gratuliert werden.
Am 1. Juni 2018, dem 80. Todestag Ödön von Horváths konnten seine Gedanken über menschliche Eigenschaften, Einzelschicksale, Freundlichkeit, Liebe, Fremdenfeindlichkeit, Existenzängste, Heimat und Flucht in der Premiere auf Schloß Sitzenberg den würdigen Rahmen zu „Figaro läßt sich scheiden“ bilden.
Fotos: Karoline Mitterling
Ensemble u. Team 2018
Tags: Figaro, Flucht, Gesslbauer, Ödön von Horvath, Revolution, Sitzenberg, Sommerspiele