Kari-Rakkola-Bernie-Feit
INHALT:
Ende des französischen Bürgerkrieges -Katholiken gegen Hugenotten- Waffenstillstand. Terror und Elend haben beide Seiten müde gemacht. Donadieu, ein hugenottischer Adeliger hat sich resignierend mit Tochter und Glaubensbrüdern auf sein befestigtes Schloß zurückgezogen. Der Mörder seiner Frau kommt zufällig unter seinen Machtbereich und er muß sich nun für Gerechtigkeit oder Frieden entscheiden.
Eine fast ausweglose Situation!
Dirk Warme, Wolfgang Lesky
SPIELZEITEN:
05. bis 26.05 2018 jeweils Di bis Sa in der Scala Wien.
Kartenreservierungen: (01) 544 20 70
Alle Fotos von Bettina Frenzel
DONADIEU
Schauspiel von Fritz Hochwälder
Scala Mai 2018
REZENSION:
Clemens Aap Lindenberg, Wolfgang Lesky
Donadieu (Clemens Aap Lindenberg), beginnt mit einer sehr ruhiggehaltenen Rolle des vom Bürgerkrieg müde gewordenen Hugenotten-Landedelmannes welcher seine Untertanen durch eine wehrhafte Burg beschützt. Er versucht durch Disziplin den Alltag zu prägen. Glaubhaft entnimmt man seinem Gesichtsausdruck daß die Nachricht vom Ende des Glaubenskrieges ihn aus seiner Lethargie reißt, als Du Bosc (Dirk Warme) ein verletzter Bote des Königs mit seinem Begleiter Lavalette (Wolfgang Lesky) Einlaß und Unterkunft begehren. Essen und Unterkunft werden organisiert.
V.l.n.r. Roger Murbach, Alina Bachmayr-Heyda, WolfgangLesky, Clemens Aap Lindenberg
Während dieser Tätigkeiten erkennen Judith (Alina-Bachmeyr-Heyda) die Tochter von Donadieu und Barbe (Margot Ganser-Skofic) im verletzten Du Bosc den Mörder von Donadieu´s Frau und Mutter von Judith. Zitternd und bleich mit schreckverzerrtem Gesicht setzen beide Donadieu darüber in Kenntnis. Donadieu schwankt zwischen Gerechtigkeit und Frieden nach so lang vorangegangenen Kämpfen. Clemens Aap Lindenberg wächst aus seiner anfänglichen „Verwaltungsrolle“ der Burg und seiner Bewohner glaubhaft in die Richterfigur welche zwischen der Ahndung des schrecklichen Verbrechens an seiner Frau und andererseits dem Frieden für seine Untertanen und dem König wählen muß. Ein fast unmögliches Unterfangen.
Roger Murbach, Clemens Aap Lindenberg
Mit schmerzverzerrtem Antlitz zeigt sich Donadieu (Lindenberg), schon für die Rache entschieden, zugunsten des Friedens mit dem König und auf Gnade hoffend zurück. Lindenberg spielt die auf Gnade hoffende Hugenottengemeinde so echt, daß ein Beobachter glauben könnte, der Stiefel des königlichen Heeres stünde Donadieu (Lindenberg) bereits im Nacken. Dirk Warme als königlicher Bote Du Bosc spielt vorerst seine Untaten herunter und versucht Donadieu zur emotionalen Gegenwehr zu verleiten. Die menschliche Falschheit steht dabei Du Bosc ins Gesicht geschrieben. Lavalette sieht sich die herausfordernden Handlungen seines Gefährten lange an bis in ihm die Gerechtigkeit siegt und er Du Bosc in Ermangelung anderer Möglichkeiten ausschaltete. Wolfgang Lesky kann dabei als Lavalette den langsam steigenden Zorn über die Ungerechtigkeit des Teufels Du Bosc , Dirk Warme, erstklassig hochspielen. Warme stand dabei Lesky im ausdrucksvollen Spiel in keiner Weise nach. Auf Seite von Donadieu bewegt sich auch der Hauptmann (Kari Rakkola), welcher um die Sicherheit der Burg besorgt ist. Rakkola spielt dabei nach Landknechtsart die vordergründige Sicherheit heraus ohne die Auswirkungen in der Zukunft zu berücksichtigen. Seine lauten stoßartigen Worte können dabei eine starke Soldatennähe in allen Lebenslagen nicht verbergen. Bernie Feit als Escambarlat -Dichter der Zeit- versucht auf der Hugenottenburg seine geistigen Ergüsse bei allen möglichen und unmöglichen Anlässen zum Besten zu geben. Etwas lebensfremd an alles Gute glaubend, steigert sich Feit von der Rolle des harmlosen Mitläufers, über den erpreßbaren Schwächling bis zum zornigen, seine Sicherheit außer achtlassenden, Gegner von Ungerechtigkeit und Niedertracht. Ein wahres Stakkato der Gefühle. Roger Murbach als Pfarrer Berthelien kann dem Publikum die vordergründige Ruhe und Stabilität der Religion auf der Burg näherbringen. Robert Elsinger als Nicolas verkörpert die, in der Gesellschaft immer vorhandenen, unterwürfigen oder stummen Diener. Es gelingt Elsinger diese Menschen eindrucksvoll darzustellen.
„Donadieu“ zeigt uns wie schon oft auch andere Bühnenstücke, wie stark durchaus menschliche Eigenschaften oder Reaktionen raum- und zeitübergreifend Wiederholungscharakter haben können.
Die Inszenierung von Bruno Max hält das Stück bei stetiger Steigerung mit brillantem Ablauf. Beim Bühnenraum, Marcus Ganser und Bruno Max, mit seinen zwei Blickwinkeln sind auch ehrgeizige Diskusionen über die verschiedenen Ansichten möglich.
Anhaltender Applaus mit drei Vorhängen belohnten das äußerst engagierte Ensemble.
Rezension: infos-news Alfred Klein