REZENSION : infos-news
Das Maß der Dinge von Neil LaBute
Sehr geschickt läßt Regisseur Rüdiger Hentzschel die Charaktere der etwas besessenen Kunststudentin Evelyn (Johanna Withalm) und eines jungen Museumswärter, Adam (Hendrik Winkler) aufeinander los. Evelyn findet Adam für die Anwendung ihrer Willensstärke sehr geeignet und beginnt in kleinen, immer bedeutender werdenden Beeinflussungsdosen, unter Anwendung von Liebe, Sex und anderer Manipulationsmittel, die Eigenheiten des erfahrungslosen wenig emotionalen Adam zu verändern. Die Veränderung Adams ist so gravierend, daß er sich in die Beziehung eines zweiten jungen Paares Jenny (Selina Ströbele) sowie Philip (Florian Graf) einbringt und als jetzt durch Evelyn gestärkter Charakter Jenny imponiert und diese Beziehung stört. Evelyn zeigt später ihr reines Interesse an der Freiheit der Kunst. Dem interessanten Ausgang des Stückes wollen wir hier nicht vorgreifen außer „Es ist wie aus dem Leben gegriffen“. Die herrliche, glaubwürdige Darstellung ist herzerfrischend kurzweilig und läßt Hingabe gegenüber Durchsetzvermögen sehr wechselhaft und weniger kalkulierbar erscheinen. Während Johanna Withalm vom Beginn bis zum Ende Stärke demonstrieren muß, baut Hendrik Winkler seine Figur vom anfänglichen Traummännlein bis zum verliebten emotionalen aber doch manipulierten Mann auf. Auch Selina Ströbele und Florian Graf können gekonnt überzeugen. Der kräftige Schlußapplaus wurde der schauspielerischen Leistung voll gerecht.
v. Alfred Klein für infos-news