Archive for Juni, 2018

DER PREISPOKAL Scala Wien

Samstag, Juni 9th, 2018

DER PREISPOKAL

EINE TRAGIKOMÖDIE VON SEÁN O`CASEY

DEUTSCH  VON TANKRED DORST

Alle Fotos von Bettina Frenzel

Rezension von   infos-news.eu    Alfred Klein

 

 

 

02. bis 23. 06. 2018 jeweils Di bis Sa

Beginn: 19:45 Uhr

Kartenreservierungen: (01) 544 20 70

 

V.l.n.r. Bernie Feit, Angelika Auer, Hermann J. Kogler, Carina Thesak

Im beginnenden 1.  Weltkrieg  war Großbritannien im Krieg und damit auch Irlands Männer Soldatennachschub. Nicht einfache Zeiten für eine große Anzahl von Menschen  in Irland Anfang des  20. Jahrhunderts. Die Not an allen Ecken und Enden bewirkte daß die Menschen nach einem Ventil  suchten. Ein Ausgleich welchen uns Seán O`Casey in einem fast zur Religion hochstilisierten Fußballspiel präsentiert. Familien- Freundes- oder Wohngruppen unterstützen enthusiastisch die eigenen Spieler welche gerade von der Front in Frankreich zurück auf Heimaturlaub weilen.

 

 

V.l.n.r. Carina Thesak, Philipp Schmidsberger, Bernie Feit, Jasmin Reif, Ivana Stojkovic, Jakob Oberschlick, Valentin Frantsits

 

Zu Beginn konnte sich Suzie Monahan (Carina Thesak) als die einzige Person welche in ihrer Rolle Wahrheit und Religion „gepachtet“ zu haben schien, in szenesetzen. Mit  ihrer Stimme und dem festen Auftritt konnte Carina Thesak alle Ereignisse erklären und in den Tagesablauf mehr oder weniger glaubwürdig einordnen. Aber ab dem Pokalgewinn  durch das Meisterschaftstor  Harry Heegans  (Jakob Oberschlick), für „Avondale United“ richtete sich der Fokus hin zum scheinbar unbegrenzten Feiern. Mit dem Pokal vor Freude am Tisch tanzend strahlte und trank Harry mit Freundin Jessie Taite (Jasmin  Reif) im Kreise der Familie und Freunden.  Es sind beisammen Vater Sylvester Heegan (Rüdiger Hentzschel) seine Frau (Angelika Auer)und Freunde wie Simon Norton (Bernie Feit) sowie die Nachbarn der  Heegan, Teddy Foran  (Régis Mainka) und seiner Frau (Angelika Auer).  Unstimmigkeit zwischen den Foran kommt auf und  Geschirr bricht.  Teddy Foran führt mit seiner Frau einen so handfesten, glaubwürdigen Streit an dem sich auch Simon Norton  durch Schlichtungsversuche beteiligt. Deutlich resignierend fliegt Simon bei den Foran raus. Bernie Feit mimt  dabei exzellent einen so unendlich hilflosen  Menschen, dessen Felle des Lebens weggeschwommen sind.

 

 

Jakob Oberschlick, Angelika Auer

 

 

 

 

Der Krieg zieht mit einfachen Mitteln jedoch äußerst effizient über die Bühne. Auf den Vorhang projiziertes Kriegsgeschehen gepaart mit Kampf- und Trommellärm liefert effektvoll die fürchterliche Auseinandersetzung an der französischen Front. Hier nehmen die wirksame Inszenierung und Einrichtung von Bruno Max sowie Raum und Video von Sam Madwar einen besonders wichtigen Gestaltungsauftrag  brillant wahr. Die Kriegsszenerie.

 

 

                                                                              Jakob Oberschlick, Carina Thesak

 

 

Die anschließende Heimkehrerszene im Lazarett, zeigt die Auswirkungen der Kriegsereignisse auf die Soldaten. Blind, verkrüppelt , verrückt oder  tot. Die anfänglich alles in gerader einfacher Linie verstehende Suzie Monahan (Carina Thesak) wechselt nun zur ebenfalls einfach gestrickten Krankenschwesternrolle welche alle Ereignisse und Entscheidungen über den Begriff totale Ordnung und Disziplin versteht. Harry  der lokal berühmte Meisterschaftstorschütze (Jakob Oberschlick) ist verletzt und verzweifelt an den Rollstuhl gefesselt. Er spielt den Verletzten und total frustrierten so echt, daß sich sogar in seiner Körperhaltung der Zorn auf die Unverletzten in seiner Umgebung wiederspiegelt.  Der Lazarettarzt Dr. Maxwell Forby (Leopold Selinger) hat neben seiner Vorliebe für Frauen, kaum medizinische Ambitionen aufzuweisen. Mit Schwester Oberin (Ivanka Stojkovic) ist er  sehr glaubwürdig in der Etappe etabliert.

 

Jakob Oberschlick, Valentin Frantsits, Ivana Stojkovic

 

Zu Hause, wieder im Arbeiterviertel eingelangt verstärkt sich der psychische Druck auf Harry Heegan aus einer Umgebung. Oberschlick als Harry legt dabei noch einen Gang zu in der Auseinandersetzung gegenüber der Gesellschaft. Als er sieht wie das Leben weitergeht, auch ohne ihn, zuckt er förmlich total aus. Trotzdem muß Harry am Boden zerstört, den Dingen ihren Lauf lassen. Die Vergleichbarkeit des Inhaltes in seinen menschlichen Höhen und Tiefen ist auch in der heutigen Zeit erlaubt. Langer kräftiger Applaus konnte das sehr engagierte Ensemble bestens belohnen.

FIGARO LÄSZT SICH SCHEIDEN – Schloß Sitzenberg

Mittwoch, Juni 6th, 2018

Rezension von Alfred Klein  Infos-News:

Figaro läßt sich scheiden

Komödie von Öden von Horváth

Kartenvorverkauf:  www.sommerspiele-sitzenberg.at       

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Spielzeit : 1.-24. JUNI 2018

 Tickethotline:    0664 94 90 803

Als Unerwünschter Künstler flüchtete v. Horváth aus Österreich vor den Nationalsozialisten. Dieses einschneidende Erlebnis konnte für sein Stück „Figaro läßt sich scheiden“ damals wie heute wertvolle Informationen bieten. Die Revolution im Rücken konnte der schon etwas ältere Graf  Almaviva  (Johannes Terne) mit Frau und Dienerpaar, die rettende Grenze zum Ausland erreichen.

  Die leichte Abgehoben- und Verwirrtheit des Grafen gegenüber Bediensteter oder einfacher Bürger, konnte auch im Moment der Not durch Johannes Terne ausdrucksvoll in Mimik  und Gestik umgesetzt, bestens dargestellt werden. 

Seine Frau die Gräfin (Anke Zisak) brachte in ihrer etwas kindlich angelegten Rolle, ihr Unverständnis zur fatalen Auswirkung der Flucht auf ihr weiteres Leben, dem Publikum glaubwürdig nahe. Beide verarmen aus Realitätsverweigerung im Verlauf des Stückes.

 

 

 

 

 

                Adriana Zartl Stefan Rager

 

Als Hebamme sowie als Fanchette -Tochter des Schloßgärtners – zeigte  Anke Zisak einfühlend hochwertige ausdrucksvolle Verwandlungstechnik. Während der Revolutionswirren ist das Dienerehepaar, der Kammerdiener des Grafen, Figaro (Stefan Rager) und seine Frau, die Zofe der Gräfin, Susanne (Adriana Zartl) zu ihrer Herrschaft vollkommen loyal und hilfsbereit bei der Flucht.

                                       

 Erst als der Druck der Revolution durch schwächer werdende direkte Gewalt abnimmt, beginnen Figaro und seine Frau Susanne ihre neue Existenz, ein Friseurgeschäft, aufzubauen. Bald stellen sie fest, daß ihnen jeweils ein anderes Leben vorschwebt, andererseits die Vorstellung des Begriffs Heimat erheblich Gemeinsamkeiten vermissen läßt.  

 

 

       Stefan Rager,

Anke Zisak, Adriana Zartl

 

 

 

Die Darstellung der unüberwindlichen Streitpunkte in der Ehe Figaros ist so glänzend gelungen, daß

an der Echtheit des Streites im Publikum kaum gezweifelt werden konnte.

 

                              

 

 

 

                         Adriana Zartl, Toni Öllerer

                                            Ob Michael Duregger, Felix Kurmayer oder Toni Öllerer als Grenzbeamte, Michael Schefts als Offizier oder Antonio der Schloßgärtner und Michael Duregger als

Arzt oder Forstadjunkt und viele mehr, sie konnten alle glänzend überzeugen.

 

 

 

 

Felix Kurmayer, Toni Öllerer, Johannes Terne, Adriana Zartl

 

Dem gesammten Ensemble und dem Team allen voran Regisseur Martin Gesslbauer  darf zur  exzellenten Aufführung gratuliert werden.

 

 

 

Am 1. Juni 2018, dem 80. Todestag Ödön von Horváths konnten seine Gedanken über menschliche Eigenschaften, Einzelschicksale, Freundlichkeit, Liebe, Fremdenfeindlichkeit, Existenzängste, Heimat und Flucht  in der Premiere auf Schloß Sitzenberg den würdigen Rahmen zu „Figaro läßt sich scheiden“ bilden.

 

 

Fotos: Karoline Mitterling

                                                                                                                           

 

 Ensemble u. Team 2018