DER PREISPOKAL
EINE TRAGIKOMÖDIE VON SEÁN O`CASEY
DEUTSCH VON TANKRED DORST
Alle Fotos von Bettina Frenzel
Rezension von infos-news.eu Alfred Klein
02. bis 23. 06. 2018 jeweils Di bis Sa
Beginn: 19:45 Uhr
Kartenreservierungen: (01) 544 20 70
V.l.n.r. Bernie Feit, Angelika Auer, Hermann J. Kogler, Carina Thesak
Im beginnenden 1. Weltkrieg war Großbritannien im Krieg und damit auch Irlands Männer Soldatennachschub. Nicht einfache Zeiten für eine große Anzahl von Menschen in Irland Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Not an allen Ecken und Enden bewirkte daß die Menschen nach einem Ventil suchten. Ein Ausgleich welchen uns Seán O`Casey in einem fast zur Religion hochstilisierten Fußballspiel präsentiert. Familien- Freundes- oder Wohngruppen unterstützen enthusiastisch die eigenen Spieler welche gerade von der Front in Frankreich zurück auf Heimaturlaub weilen.
V.l.n.r. Carina Thesak, Philipp Schmidsberger, Bernie Feit, Jasmin Reif, Ivana Stojkovic, Jakob Oberschlick, Valentin Frantsits
Zu Beginn konnte sich Suzie Monahan (Carina Thesak) als die einzige Person welche in ihrer Rolle Wahrheit und Religion „gepachtet“ zu haben schien, in szenesetzen. Mit ihrer Stimme und dem festen Auftritt konnte Carina Thesak alle Ereignisse erklären und in den Tagesablauf mehr oder weniger glaubwürdig einordnen. Aber ab dem Pokalgewinn durch das Meisterschaftstor Harry Heegans (Jakob Oberschlick), für „Avondale United“ richtete sich der Fokus hin zum scheinbar unbegrenzten Feiern. Mit dem Pokal vor Freude am Tisch tanzend strahlte und trank Harry mit Freundin Jessie Taite (Jasmin Reif) im Kreise der Familie und Freunden. Es sind beisammen Vater Sylvester Heegan (Rüdiger Hentzschel) seine Frau (Angelika Auer)und Freunde wie Simon Norton (Bernie Feit) sowie die Nachbarn der Heegan, Teddy Foran (Régis Mainka) und seiner Frau (Angelika Auer). Unstimmigkeit zwischen den Foran kommt auf und Geschirr bricht. Teddy Foran führt mit seiner Frau einen so handfesten, glaubwürdigen Streit an dem sich auch Simon Norton durch Schlichtungsversuche beteiligt. Deutlich resignierend fliegt Simon bei den Foran raus. Bernie Feit mimt dabei exzellent einen so unendlich hilflosen Menschen, dessen Felle des Lebens weggeschwommen sind.
Jakob Oberschlick, Angelika Auer
Der Krieg zieht mit einfachen Mitteln jedoch äußerst effizient über die Bühne. Auf den Vorhang projiziertes Kriegsgeschehen gepaart mit Kampf- und Trommellärm liefert effektvoll die fürchterliche Auseinandersetzung an der französischen Front. Hier nehmen die wirksame Inszenierung und Einrichtung von Bruno Max sowie Raum und Video von Sam Madwar einen besonders wichtigen Gestaltungsauftrag brillant wahr. Die Kriegsszenerie.
Jakob Oberschlick, Carina Thesak
Die anschließende Heimkehrerszene im Lazarett, zeigt die Auswirkungen der Kriegsereignisse auf die Soldaten. Blind, verkrüppelt , verrückt oder tot. Die anfänglich alles in gerader einfacher Linie verstehende Suzie Monahan (Carina Thesak) wechselt nun zur ebenfalls einfach gestrickten Krankenschwesternrolle welche alle Ereignisse und Entscheidungen über den Begriff totale Ordnung und Disziplin versteht. Harry der lokal berühmte Meisterschaftstorschütze (Jakob Oberschlick) ist verletzt und verzweifelt an den Rollstuhl gefesselt. Er spielt den Verletzten und total frustrierten so echt, daß sich sogar in seiner Körperhaltung der Zorn auf die Unverletzten in seiner Umgebung wiederspiegelt. Der Lazarettarzt Dr. Maxwell Forby (Leopold Selinger) hat neben seiner Vorliebe für Frauen, kaum medizinische Ambitionen aufzuweisen. Mit Schwester Oberin (Ivanka Stojkovic) ist er sehr glaubwürdig in der Etappe etabliert.
Jakob Oberschlick, Valentin Frantsits, Ivana Stojkovic
Zu Hause, wieder im Arbeiterviertel eingelangt verstärkt sich der psychische Druck auf Harry Heegan aus einer Umgebung. Oberschlick als Harry legt dabei noch einen Gang zu in der Auseinandersetzung gegenüber der Gesellschaft. Als er sieht wie das Leben weitergeht, auch ohne ihn, zuckt er förmlich total aus. Trotzdem muß Harry am Boden zerstört, den Dingen ihren Lauf lassen. Die Vergleichbarkeit des Inhaltes in seinen menschlichen Höhen und Tiefen ist auch in der heutigen Zeit erlaubt. Langer kräftiger Applaus konnte das sehr engagierte Ensemble bestens belohnen.