Glenna Weber, Georg Kusztrich
TARTUFFE
KOMÖDIE VON MOLIÉRE
ALLE FOTOS VON BETTINA FRENZEL
Georg Kusztrich, Alexander Rossi
Christina Saginth, Georg Kusztrich
Inhalt:
Was ist er den jetzt, dieser Tartuffe? Ein frommer, charismatischer Führer oder bloß ein schamloser, scheinheiliger Heuchler? Die Meinungen in der reichen Familie Orgon, bei der er Aufnahme gefunden hat, gehen da ziemlich auseinander: Monsieur Orgon und seine Mutter verfallen Tartuffes Charme und seiner spirituellen Anleitung, der Rest der selbst nicht gerade uneigennützigen Familie kämpft vergeblich dagegen an, daß der Eindringling langsam all das bekommt, was er begehrt: Geld und Haus, Tochter und Ehefrau des Gastgebers.
Monsieur Molière zeigt das Böse aber nicht in perfekter Tarnung, sein Tartuffe bezieht seine Macht aus der unverschämten Offensichtlichkeit seiner miesen Absichten. Und was passiert, wenn jeder einfach das zur Wahrheit erklärt, was er hören will? Molière schrieb sein Stück 1664 als offenen Angriff auf den heuchlerischen Klerus. Heute liest sich Tartuffe wie ein moderner Kommentar auf die Richtungslosigkeit und Überforderung des modernen Menschen und seine Bereitschaft, vermeintliche Leerstellen mit dem Glauben an einfache Wahrheiten und neue Autoritäten zu füllen.
Glenna Weber, Georg Kusztrich
Rezension: infos-news Alfred Klein
Geschickt stellt sich Tartuffe (Alexander Rossi) der Familie Orgon als frommer charismatischer Führer, welcher er jedoch nicht war, dar. Rossi zeigte vollendet einem Teil der Familie – dem Familienoberhaupt Orgon (glaubwürdig gespielt von Georg Kusztrich) und dessen Mutter (Margot Ganser-Skofic) – seine Kompetenz als beratender Helfer der Familie.
Die Hausangestellte Dorine (Christina Saginth) und Orgons Frau Elmire (Ester Hollosi) sowie Orgons Tochter Marianne (Glenna Weber) bilden die Speerspitze der Gegner von Tartuffe. Sie wollen Tartuffe in seiner Hinterhältigkeit auffliegen lassen. Im Schlepptau der drei befinden sich Elmires Bruder (Anselm Lipgens), Orgons Sohn Damis (Sebastian von Malfer), Mariannes Verlobter Valere (Thomas Marchart) welche gemeinsam gegen Tartuffe aus teilweisem Eigennutz auftreten. Tartuffe wird als hinterhältiger Eindringling enttarnt und versucht sich durch Erpressung Orgons doch noch dessen Hab und Gut sowie Frau und Tochter anzueignen bzw. gefügig zu machen. Moliére gelingt schon 1664 ein Angriff auf die damals wie heute heuchlerische religiöse Gesellschaft. Gegenwärtig aber auch auf die Politik. Die ausgefeilte Darstellung durch Georg Kusztrich, Christina Saginth, Margot Ganser-Skofic und Glenna Weber läßt den Zuseher das Spannungsfeld des Geschehens gepaart mit dem übersichtlichen Bühnenbild und der Regie von Marcus Ganser eindrucksvoll fühlen. Der Applaus des Publikums welcher einiges über drei Vorhänge hinausging konnte der Aufführung völlig gerecht werden. Ein äußerst gelungener Abend.
V.l.n.r. Eszter Hollósi, Margot Ganser-Skofic, Christina Saginth, Glenna Weber